Health markers

Was ist „normal“? Deine Referenzbereiche und Laborwerte verstehen

Bluttests sind hilfreiche Werkzeuge, um zu verstehen, was im Inneren deines Körpers vor sich geht. Aber sie können schwer zu interpretieren sein.

Viele von uns machen nur alle paar Jahre einen Bluttest – wenn Symptome auftreten oder ein Arzt es empfiehlt. Doch das ist nicht der beste Weg, um ein klares Bild vom eigenen Gesundheitszustand zu bekommen. Bluttests sind ein entscheidender Bestandteil der Vorsorge und helfen dir dabei, die gesündeste Version deiner selbst zu werden – durch regelmäßige Check-ups.

Sie helfen außerdem dabei, Probleme frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Tatsächlich lassen sich die meisten chronischen Erkrankungen durch frühzeitige Diagnostik und Lebensstilentscheidungen verhindern. Natürlich kann ein Bluttest auch belastend sein – vor allem, wenn die Ergebnisse nicht wie erwartet ausfallen. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn deine Werte außerhalb des Normbereichs oder im Grenzbereich liegen?

Wir sind fest davon überzeugt, dass jeder Mensch in der Lage sein sollte, seine Laborwerte und gesundheitsbezogenen Informationen zu verstehen – um aktiv für das eigene Wohlbefinden und die eigene Fitness sorgen zu können. Also, schauen wir uns das einmal genauer an.

Referenzbereiche und was sie bedeuten

Wenn du deine Bluttestergebnisse erhältst, siehst du oft, dass sie in eine von zwei Kategorien fallen: innerhalb des Normalbereichs (was ideal ist) oder außerhalb des Bereichs. Der Begriff „Referenzbereich“ wird häufig synonym mit „Normalbereich“ verwendet. Referenzbereiche dienen Ärzt:innen zur Interpretation von Laborergebnissen. Sie werden in der Regel aus Daten großer Gruppen gesunder Menschen abgeleitet, die unter Laborbedingungen getestet wurden. Diese Bereiche können auf einer einzelnen gesunden Bevölkerungsgruppe basieren oder einen Durchschnitt mehrerer Gruppen darstellen. Die meisten Laborwerte haben Referenzbereiche, in die etwa 95 % der gesunden Menschen fallen.

Referenzbereiche sind je nach Test unterschiedlich – und sie können sich im Laufe der Zeit ändern, etwa durch technische Entwicklungen oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Ärzt:innen verwenden diese Bereiche als Richtlinie, um fundierte Entscheidungen über Diagnose und Behandlung zu treffen.

1 von 20 Personen liegt außerhalb des „Normalbereichs“

Ein Wert außerhalb des Referenzbereichs bedeutet nicht automatisch, dass du krank bist. Basierend auf der 95 %-Verteilung bedeutet es auch, dass 5 % – also 1 von 20 gesunden Personen – Werte haben, die außerhalb des Referenzbereichs liegen. Genau deshalb bevorzugen viele Fachleute den Begriff Referenzbereich gegenüber dem Begriff Normalbereich – denn was klinisch „normal“ ist, lässt sich nicht immer eindeutig definieren.

Viele statistische Verfahren, darunter auch Laboranalysen, beruhen auf einer sogenannten Normalverteilung. Dieses Konzept beschreibt, wie sich Werte typischerweise entlang einer Glockenkurve (auch Gaußsche Verteilung genannt) verteilen – mit einer großen Gruppe im mittleren Bereich und wenigen Ausreißer:innen am oberen oder unteren Ende.

Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass viele Labore Blutproben auf unterschiedliche Weise analysieren. Wenn du also unterschiedliche Ergebnisse erhältst, kann das daran liegen, dass je nach verwendeter Laborausstattung, Messmethoden oder auch Umrechnungseinheiten verschiedene Referenzbereiche verwendet werden. Tatsächlich gibt es noch viele weitere wichtige Faktoren, die deine Blutwerte beeinflussen können – und damit die Ergebnisse verzerren.
Dazu gehören:

  • Alter
  • Biologisches Geschlecht
  • Stress
  • Genetik
  • Labortechnik
  • Medikamente
  • Kürzlich durchgemachte Infektionen
  • Tageszeit

Wie du siehst, spielen viele Aspekte eine Rolle bei der Analyse und Interpretation von Laborwerten. So haben zum Beispiel Kinder und Jugendliche andere Hormonspiegel als ältere Erwachsene. Männer haben tendenziell höhere Kalziumwerte, während Frauen häufiger zu niedrigem Kalium neigen. Hormonwerte schwanken außerdem während des Menstruationszyklus oder in der Schwangerschaft, was sich auf bestimmte Blutwerte wie das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) auswirken kann.

Zusammenfassung:

  • 1 von 20 gesunden Personen hat Blutwerte außerhalb des Referenzbereichs
  • Der Begriff Referenzbereich ist sinnvoller als Normalbereich, weil „normal“ individuell verschieden ist.

Tendenzen über die Zeit & regelmäßige Tests

Ein Bluttest ist ein großartiges Werkzeug, um deine Gesundheit von innen heraus zu verstehen. Er zeigt, wie dein Körper auf Stress, Ernährung oder auch bestimmte Erkrankungen reagiert.

Doch ein einzelner Test ist letztlich nur eine Momentaufnahme. Er verrät uns nicht alles über unseren Körper. Erst mehrere Tests über einen längeren Zeitraum hinweg geben ein vollständigeres Bild darüber, was wirklich in uns passiert.

„Regelmäßige Bluttests zeigen uns Trends und Muster im Zeitverlauf – und sind oft aussagekräftiger als ein einzelner Messwert.“

Zum Beispiel:
Wenn der Wert für das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) bei einer Frau über 5,0 mU/L liegt, kann das auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten. Es könnte sich aber auch um einen einmaligen Ausreißer handeln – etwa durch Stress, eine Schwangerschaft oder hormonelle Veränderungen. Erst wenn man den Wert nach ca. 3 Monaten erneut kontrolliert und weitere Faktoren wie Symptome oder die Krankengeschichte berücksichtigt, kann eine verlässliche Diagnose gestellt werden, erklärt Dr. Klaus Schmidt-Thomé, Hausarzt und medizinischer Berater bei Aware.

Auch wenn deine Blutwerte im sogenannten Referenzbereich liegen, heißt das nicht automatisch, dass alles optimal ist. Wichtig ist, was für dich normal ist – und nicht nur, was bei der Durchschnittsbevölkerung als normal gilt. Hier helfen regelmäßige Tests und ärztliche Einschätzung, um persönliche Idealwerte besser zu verstehen und ggf. zu verbessern.

Zusammenfassung:

  • Die echte Stärke regelmäßiger Bluttests liegt darin, langfristige Trends zu erkennen
  • Normalbereiche sind ein guter Anhaltspunkt, aber manchmal müssen sie individuell angepasst werden

So nutzt du Bluttests am besten:

  • Lass alle 6–12 Monate ein umfassendes Blutbild machen, um deine Gesundheit im Blick zu behalten
  • Verfolge gezielt Veränderungen in Ernährung, Training, Stress oder durch Nahrungsergänzungsmittel mit kleineren Tests alle 3–6 Monate – je nach Ziel
  • Sammle alle deine Blutwerte an einem Ort (z. B. in der Aware App), um Entwicklungen nachzuvollziehen, mit deinem Arzt zu teilen und Veränderungen frühzeitig zu erkennen

Fazit

Zieh keine vorschnellen Schlüsse, wenn deine Laborwerte mal leicht abweichen. Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt – sie können die Ergebnisse im Kontext deiner persönlichen Gesundheit, deiner Familiengeschichte und anderen relevanten Faktoren einordnen. Denk daran: Auch Medikamente, Infekte oder Stress können deine Blutwerte beeinflussen. Kleine Schwankungen sind völlig normal – dein Arzt oder deine Ärztin wird dir sagen, ob und wann ein erneuter Test sinnvoll ist.

Wenn du also das nächste Mal ein Blutbild erhältst und die Zahlen nicht ganz deinen Erwartungen entsprechen, atme tief durch, bleib ruhig und sprich mit einer medizinischen Fachperson darüber, wie du weiter vorgehen solltest. Halte deine Laborwerte griffbereit, damit ihr sie gemeinsam durchgehen und offene Fragen klären könnt.

Mit Aware kannst du ganz einfach umfassende Bluttests buchen und regelmäßige Gesundheits-Check-ups durchführen. Die App hilft dir, all deine bisherigen und aktuellen Laborwerte an einem Ort zu sammeln, mit Ärzt:innen zu teilen und zu verstehen, was jeder einzelne Biomarker über deinen Gesundheitszustand aussagt.

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References
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